"Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht."
(1. Mose 8, 22)

 

Gott bleibt seiner Schöpfung treu.

Die Erzählung von Gottes Bund mit Noah und mit seiner ganzen Schöpfung am Ende der Sintflut gehört zu meinen Lieblingstexten in der Bibel.

Das Bild begleitet mich seit meiner Konfirmation. Es hat sicher dazu beigetragen, dass ich diesen Text so gerne habe. Meine Mutter hat es gemalt und mir zur Konfirmation geschenkt. Auf einer dunklen Erde sind mit wenigen dünnen Pinselstrichen ein Menschenpaar und einige Pflanzen und Tiere dargestellt. Und über der Erde erhebt sich ein leuchtender Regenbogen – das Bundeszeichen dieses Noahbundes. Der Bogen bildet auf dem Bild fast ein Dreiviertel-Kreis. Der von diesem umschlossene Raum oberhalb der Erde ist hell. Und aus diesem hellen Raum streckt sich eine Hand dem Betrachter entgegen.

Es war nach einem Besuch in einem Altenheim. Mit einer Bewohnerin hatte ich ein längeres Gespräch, in dem sie mir viel von den Bildern erzählte, die bei ihr an der Wand hingen, so dass sie sie vom Bett aus betrachten konnte. Es waren Fotos von ihr lieb gewordenen Menschen und Stationen aus ihrem Leben. Nach diesem Besuch kam mir plötzlich die Frage: Was möchte ich eigentlich, wenn ich die Wahl hätte, hier auf Erden gerne als letztes Bild sehen, wenn sich das Blickfeld wahrscheinlich einengt, bevor dann die Sehfähigkeit ganz erlischt. Und ich war mir bald sicher, und würde die Wahl auch heute so treffen: Es ist dieses Bild.

Es ist für mich ein Bild der Hoffnung geworden.

Gottes Bund mit Noah und seiner ganzen Schöpfung: Gott bleibt seiner Schöpfung treu. Keine noch so große menschliche Schuld wird ihn wieder dazu bringen, die ganze Erde der Vernichtung preiszugeben.

Immer wird es hier auf Erden auch Leid und Zerstörung geben. Solange die Erde steht, wird es neben Tag auch Nacht, neben Wärme auch Kälte, neben Leben auch Tod und neben Freude auch Leid geben. Bittere Erfahrungen mit dem, was Menschen anrichten können, kennen wir zu Genüge. Und unerklärliches Leid durch Naturgewalten werden immer wieder viele Menschen und andere Geschöpfe treffen.

Aber auch wenn es also durch Menschenschuld und Naturgewalt immer wieder zu Leid und Tod kommen wird, so kann Gott dennoch nach seinem Willen auch immer wieder einen Neubeginn setzen.

Solange die Erde steht, wird es den Lebensrhythmus von „Saat und Ernte, ...“ geben. Aber solange wird auch Werden und Vergehen sein, Vertrautes und Beängstigendes, die Wechselfälle des Lebens und die Erfahrung, das Eigentliche nicht in der Hand zu haben. Solange die Erde steht, wird aber auch das andere sein: Gott sagt uns zu, die Erde zu bewahren und macht uns Mut, aus seiner Gnade heraus neu zu leben – wie dem Noah, als dieser die schützende Arche verlassen konnte.

Die ausgestreckte Hand erinnert mich auch an ein weiteres Versprechen Gottes, welches über seinen Bund mit Noah hinausgeht, ein Versprechen, dass uns Jesus gegeben hat: dass uns nichts mehr aus seiner Hand reißen kann.